Laptopverkauf auf Kleinanzeigen – nur nervig

 

Im Internet hört man immer wieder von Betrügern, die bei Ebay und Ebay-Kleinanzeigen Verkäufer um ihr Geld zu bringen.
Aber das es so schlimm ist hätte ich nie gedacht … und ich bin seit über 25 Jahren online Unterwegs …
Ich dachte und ging davon aus, dass die großen Plattformen diese Betrugsabsichten mittlerweile besser im Griff hätten und entsprechenden Maßnahmen vorgeschaltet hätten, zumal diese Art von Betrug ja nicht neu ist!
Aber es scheint KEIN Problem zu sein, dass die Betrüger nahezu unbegrenzt und schnell neue Accounts bei Ebay-Kleinanzeigen erstellen können um Verkäufer immer wieder zu kontaktieren.

Es sollte ein zweieinhalb Jahre alter Gaming-Laptop von Ausus verkauft werden, Preis um die 500 Euro (Neupreis 800€) …
Aber prinzipiell scheinen diese Betrüger bestimmte ganze Rubriken wie Handy, Laptops und Kameras auf neue Angebote zu überwachen, wenn diese hochpreisig genug sind.

Um 19:16 wurde die Anteige veröffentlicht, innerhalb 3 Minuten (!) erhielt ich 5 Anfragen, davon kamen vier mit offensichtlich betrügerischem Hintergrund.
Und dass es sich um Betrüger handelt, darauf deuten schnell einige Indizien im Verlaufe der Kommunikation mit diesen Leuten hin.


Fünf Tage später sollte ein nagelneues Samsung S20+ verkauft werden, da kamen innerhalb 60 Minuten 13 unseriöse Anfragen. In diesem Zeitraum auch direkt fünf Warnungen von Ebay-Kleinanzeigen … Sie kennen also das Problem sehr wohl … siehe folgendes Bild der erhaltenen Mails… Der Rest dieses Blogbeitrags bezieht (bei Detail-Infos) sich aber auf den Laptop-Verkauf ….

Hier der ganze WhatsApp-Chat mit „David“ in einem kompletten Screen-dump zum nachlesen:
Klick


  • Erstes Indiz:
    Anfragen von neu anmeldeten Usern:
    Nahezu alles Anfrage kamen von Usern, welche sich erst am gleichen Tag oder maximal vor 2 Tagen bei Ebay-Kleinanzeigen angemeldet hatten und selbst (natürlich) auch nichts zum Verkauf angeboten haben.

Überprüfen kann man das Anmeldedatum des Gesprächspartners bei Ebay-Kleinanzeigen indem man im jeweiligen Chat in den Kreis mit den Initialen des Gesprächspartners klickt.
Und natürlich kann darunter ein ehrlicher Interessent sein, der sich gerade erst angemeldet hat (jeder fängt ja mal an …) aber die Wahrscheinlichkeit ….


  • Zweites Indiz
    Unverfängliche Erstanfrage:
    Die dann folgende Kommunikation mit diesen „Interessenten“ verläuft dann fast immer gleich.
    Es wird eine kurze, unverfänglichen Rückfrage gesendet, um die Kommunikation und „vertrauen“ aufzubauen wie: „Wieviel Speicher ist verbaut“ oder „Ist Versand möglich“ (obwohl diese Angaben natürlich in der Anzeige dabei stehen)

  • Drittes Indiz
    Artikelpreis wird ohne ernsthafte Diskussionen akzeptiert:
    Richtige Preisverhandlungen finden nicht oder nicht ernsthaft statt, es wird zumeist der genannte (eigentlich verhandelbare) Preis widerspruchslos akzeptiert, es wird sogar ein höher Preis geboten wenn man nur etwas zu langsam Antwortet! Schließlich will man den Artikel ja sowieso nicht wirklich bezahlen …
    In meinem Falle von gewünschten 550 Euro wurden mit Versand erst 700 Euro geboten, dann auf 900 Euro erhöht! (bei einem Neupreis des Laptops vor 2 1/2 Jahren i.H.v. 800 Euro …)

  • Viertes Indiz
    Kontaktwunsch ausserhalb des Ebay-Systems:
    Der Interessent schreibt, das er die WhatsApp Nummer (oder die Mailadresse) benötigt, um besser kommunizieren können weil:
    – Schlechtes Verbindung mit Ebay-Server
    – Man hochauflösende Bilder per WA benötigt, um den Zustand besser erkennen zu können
    – es viele schneller und komfortabler sei
    – In der Firma man offiziell kein Ebay nutzen darf
    – …

    Wirklicher Hintergrund für dieses Anliegen ist jedoch, unabhängig von einer Sperre durch Ebay-Kleinanzeigen weiter mit dem Verkäufer kommunizieren zu können. Daher wird auch immer ein Zeitdruck aufgebaut, das Paket möglichst schnell (nach der sofort erfolgten Überweisung) zu versenden, bevor man von Ebay-Kleinanzeigen eine Warnmail erhält.

Danach erfolgt der nächste Schritt,


  • Fünftes Indiz:
    Versand nach England, Schottland, … :
    Oft merkt man erst anhand der hohen Versandkosten, die angeblich auch bezahlt werden, das der Versand in das Ausland gehen soll. Diese Kosten betrafen zwischen 40 Euro und 50 Euro für DHL-Express.
    Fragt man nach, wieso jemand aus England bereits ist, auch noch hohe Versandkosten für einen „Standartartikel“ zu bezahlen, erhält man ausreden wie:
    Hohe Steuern, folgen des Brexit, lange Lieferzeiten, bessere Erfahrung mit deutschen Verkäufern, …

  • Sechstes Indiz
    Die Überweisung ist ein „Treuhandservice“:
    Die angebliche „Überweisung“, die zunächst immer als unverfängliche, normale Bank-Überweisung Angeboten wird, ist keine Überweisung in unserem Sinn, sondern kommt als eine Art Treuhandservice einer Bank daher:

    Das Geld würde dort eingezahlt werden und die Bank überweist den hinterlegten Betrag dann sofort an mich als Verkäufer, wenn meine Versandbescheinigung des Paketdienstes per Mail bei der Bank eingegangen ist.
    Als weitere „Sicherheit“ wird dann 8auf Nachfrage) auch ein Bild von sich und ein Scan eines Ausweises mitgeschickt; wenn man sich das Bild des Ausweises nur etwas genauer anschaut, fällt sofort die primitive manipulation auf:
    Name und andere Daten sind mit Photoshop einfach überschrieben worden, erkennbar an den deutlichen Kanten.
    auch ist die Serien-Nummer des mir zugesendeten Ausweises die „12345678“, vermutlich stammt die Vorlage aus einem Musterausweis aus dem Internet …

    Hinweis:
    Ich habe das Bild hier unkenntlich gemacht; der arme Mann kann wohl nichts dafür, dass Betrüger es für ihre Zwecke nutzen ….
Vermeitliches Bild des Verkäufers++++
Interessante Seriennummer (rechts oben)
Klar erkennbare manuelle bearbeitung

Nachdem der vermeintliche Interessent meine vermeintlichen Bankdaten (weil frei erfunden aber zumindest ähnlich einer echten Bankverbindung) erhalten hat, „fährt“ er zeitnah zur Bank, um die „Überweisung“ zu tätigen, siehe Bild 😉

Das Highlight: Bild von „auf dem Weg zur Bank ..:“

Kurz darauf erhält man eine Mail der vermeintlichen Bank, dass der Betrag erfolgreich dort hinterlegt wurde.
Bei mir war es der (vermeintliche) Briefkopf der HSBC Bank und einmal der Lloyd-Bank.
Die Absenderadresse der Mail bei mir lautete:
hsbc_bancdeptapprovedcareline@accountant.com
Also etwas mit HSBC Bank und bestätigte Sicherheit … Humor haben die Leute ja 😉
Diese Zieladresse (accountant.com) gehörte in meinem Fall einem Domain-Verkäufer bzw. Händler … und hat natürlich nichts mit der original Domain der HSBC-Bank zu tun!



Nachdem das Geld angeblich deponiert ist, schickt der Verkäufer seine Anschrift, an welche man das Paket nun lossenden soll.
Bei mir waren dies eine Adresse in Cornwall und bei einem anderen „Interessenten“ in Lancaster, beides England. Ein dritter war angeblich aus Schottland, aber mit diesem kommunizierte ich nicht weiter.
Wäre interessant zu wissen, was sich da vor Ort sich befindet. Könnte mir vorstellen, das es ein Laden, der Pakete für Leute aus der Nachbarschaft entgegen nimmt (oder der Ladeninhaber selbst betreibt so ein Nebengeschäft und kann sich ja einfach herausreden, das er dieses Paket ja nur für genannten Empfänger entgegen genommen hat und wartet, bis es abgeholt wird).

Versandwunsch nach Schottland

Da ich keine gültigen Paketschein hatte (diese lassen sich ja vom Käufer Online überprüfen incl. der Zieladresse), versuchte ich ihn noch mit einem veränderten Scan von einem Päckchen etwas in die irre zu führen, aber der „Käufer“ machte recht deutlich, das es ein Paketschein mit Nachverfolgung sein muss … er schickte auch ein Beispiel mit was er erwartete …
Somit endete hier meine Kommunikation mit David aus London. Aber nicht bevor mich mein neuer „Freund“ David auch noch mit der Einschaltung der Polizei drohte; diese Betrüger versuchen wirklich bis zum Schluss Druck aufzubauen:

 


  • Das Ende meiner „Chat-Freundschaft“:

Ich informierte per Mail noch die lokale Polizeistation in der nähe der genannten Lieferadresse, damit diese die genannte Lieferadresse sich doch mal anschauen sollten, erhielt aber nie eine Antwort.
Auch scheint es nicht möglich zu sein, Ebay-Kleinanzeigen direkt auf diese offensichtlichen Betrüger hinzuweisen, es gibt lediglich eine Art „Bewertung“ des Kontaktes und dort kann man dann lediglich „Verdächtiges Verhalten“ anklicken, ohne Details zu nennen.
Aber meistens werden diese User dann innerhalb 24 Stunden gesperrt (und legen dann sofort wieder einen neuen Account an, was ohne jede Verifikation problemlos möglich ist ..).
Oder man wählt im jeweiligen Chatfenster „Benutzer blockieren“ und hat dann die Möglichkeit, diesen Benutzer zusätzlich an Ebay-Kleinanzeigen zu melden.

Dieses sperren kennen die Betrüger natürlich und vermutlich erstellen sie über automatisierte Skripte ohne großen Zeitaufwand un dohne weitere Überprüfung seitens Ebay neue Accounts bei Ebay-Kleinanzeigen … und das betrügerische „Spiel“ beginnt mit einem anderen Verkäufer auf ein neues …


Fazit:

  • Nie beim Verkauf auf „Überweisung“ eingehen, wenn es letztlich nur ein gefakter Treuhand-Service ist!
  • Erst versenden, wenn das Geld nach einer Überweisung dem eigenen Konto von der eigenen Bank gutgeschrieben ist und man es online sieht.
  • Prinzipiell bei Interessierte aus dem Ausland skeptisch sein:
    – Warum sollten jemand an einem Artikel aus Deutschland interessiert sein?
    – Warum zahlen sie noch 40 Euro Versand für Dinge, die es ja auch im eigenen Heimatland zu kaufen gibt ?

Wer Spaß an „lustigen „Diskussionen hat und etwas Zeit hat, kann ja einfach mal einen hochpreisigen Artikel wie einen Markenlaptop, ein Samsung S20 oder Iphone 12 bei Ebay-Kleinanzeigen reinsetzen ….
Es empfiehlt sich dann, sofort Chips und Bier bereit zu legen, die ersten Interessierte (oder besser: Betrüger) melden sich innerhalb von 2 Minuten …
Und natürlich diesen Leuten nie eine genutzte Telefon-Nummer oder Mailadresse mitteilen !
Und am Ende der „Unterhaltung“ diese Leute dann bitte bei Ebay-Kleinanzeigen entsprechend bewerten bzw. blocken, in der Hoffnung, dass sie zeitnah auch gesperrt werden.

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